Der Kindergarten ist ein Ort, an dem eigenaktives, handlungsorientiertes und selbst verantwortetes Spielen, Lernen und Arbeiten die Bildungskultur bestimmen und das Kind als Akteur seiner Entwicklung im Zentrum steht. Der Aufbau einer solchen Kompetenzkultur wird auch von der Architektur mitbestimmt. Die Architektur zeichnet die Möglichkeiten der Raumnutzung vor und gestaltet Bildung mit.
Architektur für Kinder muss deshalb sensibel für die kindlichen Entwicklungsbedürfnisse sein. Sie lässt sich auf Fragen der gesellschaftlichen Lebenswirklichkeit ein und entwickelt gemeinsam mit allen Verantwortungsträgern Raumkonzepte, die Kindern und Erwachsenen gute Bildungschancen bieten.
Die Raumgestaltung richtet sich am individualisierenden Lernen, an der Selbstorganisation, Partizipation, Mitgestaltung und am Schaffen von Freiräumen aus. Damit Bildungsorte und Lernräume im Sinne eines co-konstruktiven Prozesses wirken können, müssen die räumlichen Rahmenbedingungen und die materielle Ausstattung auf die Lernbegierde und den Entwicklungsbedarf der Mädchen und Jungen abgestimmt sein.
Ateliers, Bildungsinseln und Werkstätten bereichern die Spiel- und Arbeitsbereiche des Kindergartens. Solche lerntheoretisch konzipierten Arbeits- und Spielbereiche eröffnen den Mädchen und Jungen in Verbindung mit einer vielfältigen, sinnlich ansprechenden Materialausstattung gute Bildungschancen. Der anregungsreiche Kontext des Bildungsfeldes ermöglicht den Kindern Erfahrungen, die sie zu Sachkenntnissen und zum Aufbau einer soliden Wissens- und Erfahrungsbasis führen. Sie gewinnen darüber hinaus zugleich auch umfassende Kompetenzen, die sie auf spielerische Weise zur Erforschung, Erprobung und fantasiereichen Entwicklung eigener Ideen und Fragestellungen herausfordern. Jungen und Mädchen erfinden in einer solchen Arbeits- und Spielumgebung originelle Denkmodelle und Problemlösungen und drücken sich und ihre schöpferischen Begabungen durch eine Fülle von Gestaltungsformen, kreative Tätigkeiten, originelle Werke und individuelle sowie gemeinschaftliche Aktivitäten aus.
Die gesamte Materialausstattung eines Kindergartens wird immer wieder unter dem Gesichtspunkt der kindlichen Förderung und Bildung auf den pädagogischen Prüfstand gestellt.
Die Wände des Kindergartens erzählen von der Kreativität der Kinder und der konkreten Bildungsarbeit. Sie sind als Dokumentationsflächen vielfältig nutzbar, sind Ausdruck einer kulturell vielfältigen, individuell differenzierten Lernwelt und zeigen Spuren kindlicher Erfahrungen, die den pädagogischen Wert der Bildungsarbeit steigern.
Dem Lernen in naturnahen Räumen und künstlerisch gestalteten Lernorten kommt unter dem Gesichtspunkt der Psychomotorik ein besonderer Wert zu. Unter der Regie des kindlichen Spiel- und Erkundungstriebes verwandeln sich Spielorte im künstlerischen Umfeld und besonders im Naturgelände in wirksame Lernfelder: Mit ihren reichhaltigen und besonderen Farben und Formen, mit ihren vielfältigen Materialien wie Erde, Holz, Steine, Stauden, Wasser, Sand, Lehm und Blätter sowie mit vielen anderen Fundstücken und ungewöhnlichen Dingen bieten solche Spiel- und Lernorte den Kindern eine Fülle von Lernmaterialien mit sinnlichen Anregungen. Die Fähigkeit des Kindes, systematisch zu denken und im Sinne von Problemlösungen eigene Gedankenbilder zu entwerfen, baut auf Ideenreichtum auf. Die Natur und die Kunst öffnen die Tür zu einer Fülle von Strukturen, Mustern, Ordnungen, kreativen Ausdrucksformen und wissenschaftlichen Modellen.