Kinder wachsen heute in einer kulturell und sprachlich vielfältigen Welt auf. Um sich darin bewegen und entfalten zu können, benötigen Kinder und Erwachsene interkulturelle Kompetenz, deren Entwicklung in einem engen Zusammenhang mit den sprachlichen Kompetenzen steht. So ist für viele Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund Mehrsprachigkeit selbstverständlich und notwendig; sie entsteht also nicht aufgrund einer bewussten Entscheidung der Eltern oder der Bildungseinrichtung für den Erwerb einer weiteren Sprache.
Interkulturelle Bildung umfasst eine individuelle und gesellschaftliche Dimension. Die Bereitschaft, sich mit einer fremden Kultur offen auseinanderzusetzen, erfordert, dass man Akzeptanz und Wertschätzung für die eigene Person empfindet und in der eigenen Kultur gefestigt ist und sich dieser zugehörig fühlt. Interkulturelle Kompetenz beinhaltet insbesondere kulturelle Aufgeschlossenheit und Neugierde sowie eine mehrsprachige Orientierung und die Fähigkeit, mit Fremdheit umzugehen. Sie eröffnet individuelle Lern- und Lebenschancen und ist zugleich Grundlage für das konstruktive und friedliche Miteinander von Individuen und Gruppen mit unterschiedlichen sprachlichen, kulturellen und religiösen Traditionen. Interkulturelle Kompetenz ist Bildungsziel und Entwicklungsaufgabe für die Kinder und Erwachsenen unseres Landes, aber auch für die Menschen, die von anderen Ländern zuziehen und sich in Südtirol niederlassen. Im interkulturellen Miteinander gilt es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken, Mehrsprachigkeit und Multikulturalität als Chance wahrzunehmen, miteinander und voneinander zu lernen. Pädagogik der Vielfalt bedeutet auch vorurteilsbewusste Pädagogik, die selbstverständliche kulturspezifische Erwartungen thematisiert und reflektiert. Durch die Begegnung mit Kindern anderer Sprachen und Kulturen lernt und erlebt das Kind ein selbstverständliches Miteinander. Es hat Interesse und Freude daran, andere Kulturen und Sprachen kennen zu lernen, sich damit auseinanderzusetzen und sie zu verstehen. Gleichzeitig beschäftigt sich das Kind mit der eigenen Herkunft und reflektiert die eigenen Einstellungen und Verhaltensmuster.