Dekret des Landeshauptmanns vom 4. Juni 2003, Nr. 221)
Durchführungsverordnung über die Aufgaben, den Sitz und die Organisation der Landesbeiräte für die Evaluation der Qualität des Schulsystems und der diesbezüglichen Dienststellen

(1) Die Landesbeiräte für die Evaluation der Qualität des Schulsystems der deutschsprachigen, der italienischsprachigen sowie der ladinischen Schule sind errichtet. Sie werden in der Folge als Landesbeiräte bezeichnet.

(2) Die Landesbeiräte für die deutschsprachige und für die italienischsprachige Schule bestehen jeweils aus neun Fachleuten mit Kompetenzen im Bildungs- und Evaluationsbereich. Der Landesbeirat für die ladinische Schule setzt sich aus fünf Fachleuten zusammen.

(3) Jeder Landesbeirat hat seinen Sitz am entsprechenden Pädagogischen Institut des Landes.

(4) Jeder Landesbeirat arbeitet funktionell unabhängig.

(1) Die Mitglieder jedes Landesbeirates werden von der Landesregierung für die Dauer von vier Jahren ernannt. Die Ernennung darf nur einmal um weitere vier Jahre verlängert werden.

(2) Fünf Mitglieder des Landesbeirates für die italienischsprachige Schule und fünf Mitglieder des Landesbeirates für die deutschsprachige Schule sowie drei Mitglieder des Landesbeirates für die ladinische Schule werden aus Personen gewählt, die nicht dem Personal der Südtiroler Schule und deren Verwaltung, der Pädagogischen Institute des Landes oder der Landesverwaltung angehören oder in den letzten fünf Jahren angehörten.

(3) Die Landesregierung wählt je einen Experten/eine Expertin aus Dreiervorschlägen aus, die ihr von der Universität Bozen, vom Wirtschaftsförderungsinstitut, vom Arbeitsförderungsinstitut, vom Gemeindenverband, vom Landesbeirat der Eltern, vom Landesbeirat der Schüler und Schülerinnen, vom Landesschulrat, vom Pädagogischen Institut und vom zuständigen Schulamt unterbreitet werden.

(4) Bei der Ernennung des Landesbeirates für die ladinische Schule wählt die Landesregierung je einen Experten/eine Expertin aus Dreiervorschlägen, die ihr von der Universität Bozen, von der ladinischen Sektion des Landesschulrates, von den ladinischen Gemeinden, vom ladinischen Pädagogischen Institut und vom ladinischen Schulamt unterbreitet werden.

(1) Im Rahmen der Schwerpunkte, die in den vom zuständigen Landesrat bzw. von der zuständigen Landesrätin erlassenen Richtlinien enthalten sind, legt der Landesbeirat die Ziele und Verfahrensstandards sowohl für die externe Evaluation des gesamten Schulsystems und seiner Teilsysteme als auch für die externe Evaluation der einzelnen Schulen fest, begleitet die Durchführung der Evaluation und sorgt dafür, dass die Ergebnisse bekannt gemacht werden.

(2) Um die Qualität des Bildungsangebotes zu verbessern, nimmt der Landesbeirat im Einzelnen folgende Aufgaben wahr:

1. er überprüft, ob die auf Landesebene vorgesehenen Bildungsziele und Qualitätsstandards sowie die von der autonomen Schule festgelegten Ziele erreicht wurden,
2. er bewertet die Wirkung von Unterricht und Bildung, vergleicht die Ergebnisse dieser Analysen mit jenen auf nationaler und internationaler Ebene in Zusammenarbeit mit der Dienststelle,
3. er ermittelt die Gründe von schulischen Ergebnissen, sei es der Erfolge wie der Misserfolge, besonders der Schulabbrüche,
4. er fördert in den Schulen aller Ebenen die Kultur der internen und externen Evaluation, sowohl der Selbst- als auch der Fremdevaluation,
5. er überprüft die Auswirkungen von schulpolitischen Entscheidungen und Schulgesetzen,
6. er begutachtet die Angemessenheit der Kurrikula und der auf Landesebene eingeleiteten schulischen Neuerungen, die erreichten Kompetenzen der Schüler und Schülerinnen und die Qualität des Bildungsangebotes,
7. er fördert die Teilnahme an nationalen und internationalen Vergleichsuntersuchungen im Schulbereich und analysiert die Ergebnisse,
8. er legt gemeinsam mit der Dienststelle Verfahren für die systematische Untersuchung und Bewertung der Arbeits- und Dienstleistung der Schulen fest,
9. er macht Empfehlungen zur Bildungspolitik und zu Verbesserungen im gesamten Schulsystem.

(3) Jeder Landesbeirat erstellt, nach Anhören des Schulamtsleiters bzw. der Schulamtsleiterin, den ein- und mehrjährigen Tätigkeitsplan und den entsprechenden jährlichen Kostenvoranschlag, die von der Landesregierung genehmigt werden. Die Ausgaben für die Erteilung von Beratungsaufträgen dürfen jene eingeschriebenen Haushaltsmittel nicht überschreiten, die von der Landesregierung zu diesem Zwecke im Kostenvoranschlag genehmigt worden sind.2)

(1) Die drei Landesbeiräte treffen sich mindestens zweimal im Laufe des Schuljahres zu einer gemeinsamen Sitzung, um die geplanten Tätigkeiten zu koordinieren und um gemeinsame Ziele, die sich auf die Gesamtbewertung des Schulsystems des Landes beziehen, zu definieren.

(2) Bei den Treffen der Landesbeiräte steht der Vorsitz jeweils für ein Schuljahr abwechselnd dem Vorsitzenden/der Vorsitzenden des Beirates für die deutschsprachige Schule, jenem/jener des Beirates für die italienischsprachige und jenem/jener des Beirates für die ladinische Schule zu.

(3) Zwischen den Landesbeiräten für Evaluation können Konventionen zum Zwecke einer transversalen Kooperation zwischen den Dienststellen abgeschlossen werden.3)

(1) Jeder Landesbeirat wählt aus seiner Mitte den Vorsitzenden/die Vorsitzende und den Stellvertreter/die Stellvertreterin.

(2) Der Koordinator/Die Koordinatorin der nach Artikel 7 errichteten Dienststelle nimmt an den Sitzungen des Beirates ohne Stimmrecht teil; er/sie übt die Aufgaben des Sekretärs/der Sekretärin des Beirates aus und unterzeichnet gemeinsam mit dem Vorsitzenden/der Vorsitzenden die Beschlüsse und Niederschriften.

(3) Der Landesbeirat ist am Ende eines jeden Schuljahres zur Offenlegung seiner Arbeitsweise und zur Veröffentlichung eines Berichts über die Ergebnisse seiner Tätigkeit verpflichtet. Zu diesem Zwecke legt jeder Landesbeirat der Landesregierung, den Schulamtsleitern/Schulamtsleiterinnen und dem Landesschulrat den Jahresbericht vor.

(1) An jedem Pädagogischen Institut des Landes wird eine Dienststelle als ausführendes Organ des Landesbeirates für Evaluation errichtet.

(2) Die Dienststelle untersucht und bewertet Entwicklungen und Neuerungen im Schulbereich und legt, für eine gemeinsame Bewertung, die Ergebnisse dem Landesbeirat vor.4)

(1) Die Dienststelle führt die Beschlüsse des Landesbeirates aus und sorgt für die Umsetzung des Tätigkeitsplanes. Insbesondere

1. sorgt sie für eine systematische Sammlung und Aufbereitung von Daten, die für die Bewertung des Schulsystems in seiner Gesamtheit und für die Bewertung der einzelnen Schulen relevant sind,
2. sammelt sie systematisch Daten zu den Rahmenbedingungen des Schulsystems, erhebt die Vorhaben zu Innovation und Schulentwicklung und berichtet entsprechend den festgelegten Verfahren dem Landesbeirat und den Schulgemeinschaften darüber,
3. führt sie fokussierte Evaluationen auf lokaler Ebene durch und beteiligt sich an solchen auf nationaler oder internationaler Ebene, wenn erforderlich, in Absprache und Zusammenarbeit mit öffentlichen und privaten Einrichtungen,
4. analysiert sie Daten aus den Erhebungen und vergleicht sie mit den nationalen und internationalen Ergebnissen,
5. legt sie eine Datenbank an, die innerhalb des Schulsystems und von den einzelnen Schulen genutzt werden kann, um die Sammlung, Analyse und Verbreitung von Beispielen zu unterstützen, eventuell auch in Zusammenarbeit mit entsprechenden Einrichtungen im In- und Ausland,
6. arbeitet sie an der Erarbeitung des Bildungsberichtes mit,
7. pflegt sie Kontakte zu nationalen und internationalen Einrichtungen,
8. ist sie Ansprechperson für die Qualitätsentwicklung der Schulen.

(2) Zur Ausübung ihrer Tätigkeit führen die Mitglieder der Dienststelle nach einem vom Landesbeirat entwickelten System und Verfahren Schulbesuche durch, die einem transparenten quantitativen und qualitativen Evaluationsmodell folgen. Sie nehmen dabei in die Unterlagen der jeweiligen Schule Einsicht. Sie stellen unter Berücksichtigung der von der jeweiligen autonomen Schule durchgeführten Selbstevaluationen fest, ob die von der autonomen Schule festgelegten Ziele und die auf Landesebene vorgesehenen Bildungsziele und Qualitätsstandards erreicht worden sind. Sie bewerten außerdem die Gesamtleistung der einzelnen Schulen und legen diesen darüber einen strukturierten Bericht vor.5)

(1) An jede Dienststelle werden bis zu fünf von der Landesregierung ernannte Fachleute mit spezifischen Kompetenzen im Bereich der Evaluation abkommandiert. Die Abordnungen werden auf freie Stellen des Stellenkontingentes der Landesverwaltung beziehungsweise des Stellenkontingentes des Inspektions-, Direktions- und Lehrpersonals der Schulen staatlicher Art verfügt.

(2) Die Auswahl der Fachleute erfolgt über Wettbewerb nach beruflichen und kulturellen Bewertungsunterlagen und einem Kolloquium.

(3) Die Fachleute werden für die Dauer von vier Jahren ernannt. Die Ernennung kann erneuert werden. Für die Dauer der Abordnung behält das Lehrpersonal der Schulen staatlicher Art die eigene Planstelle bei.

(4) Einer der Fachleute wird vom Präsidenten/von der Präsidentin des Pädagogischen Institutes mit der Koordinierung der Tätigkeiten betraut.

(5) Evaluationsexperten und –expertinnen der Dienststellen für Evaluation steht eine Aufgabenzulage zu, die der Komplexität der Aufgaben und dem Grad der Verantwortung angemessen ist. Bis zur Festlegung dieser Aufgabenzulage durch Landeskollektivvertrag, wird sie von der Landesregierung festgesetzt.6)

(1) Das Dekret des Präsidenten des Landesausschusses vom 22. April 1977, Nr. 17, ist aufgehoben.

Dieses Dekret ist im Amtsblatt der Region kundzumachen. Jeder, dem es obliegt, ist verpflichtet, es zu befolgen und für seine Befolgung zu sorgen.